Heilige Messe auf dem Evangelischen Kirchentag

Heilige Messe auf dem Evangelischen Kirchentag

Es hört sich nach Ökumene an – ist es das auch?

Heute fand in der Domkirche St. Eberhard eine Vorabendmesse statt, welcher ich beiwohnen durfte. St. Eberhard liegt direkt an der Königsstraße, neben dem Schlossplatz, und somit im Herzen der Stadt Stuttgart.

Selbstverständlich, so denkt man, waren auch unsere evangelischen Glaubensgeschwister vom Kirchentag herzlich willkommen – denn allem Anschein nach waren viele Messbesucher mit der Liturgie nicht vertraut (diese Messe war glücklicherweise kein offizieller Punkt im Programmheft des Kirchentages).

Aber das, was ich heute gesehen habe, schmerzt mich sehr. Ich schreibe diese Zeilen, damit es zu einem besseren Verständnis und einer Verbesserung der Situation kommt. Hier geht es in keinster Weise um Ausgrenzung!! Auch ich bin für echte Ökumene – und das heißt, dass die Kirche ihre eigenen Überzeugungen nicht aufgeben darf. Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten mit den evangelischen Christen in Deutschland und diese dürfen und sollen auch gerne gefördert werden. Doch sind diese beiden Konfessionen nicht ohne Grund getrennt…

Während der Predigt saß ich in der Bank und hatte einen klaren Gedanken im Kopf: Bitte sagen Sie, Herr Pfarrer, dass die Heilige Kommunion nur der empfangen kann, der die dafür erforderlichen Bedingungen erfüllt (dies muss ja auch gar nicht bösartig gesagt werden; so kann z.B. mit einem vereinbarten Zeichen ein Segen statt der Hl. Hostie gegeben werden). Dies ist leider nicht geschehen. Das Allerheiligste wurde an jeden gereicht, der zum Empfang nach vorne ging – und das war der allergrößte Anteil in der vollen Kirche.

Die Hintergründe

Der Grund ist im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) erklärt und bildet das tiefste Geheimnis unseres katholischen Glaubens:

1376 Das Konzil von Trient faßt den katholischen Glauben zusammen, wenn es erklärt: „Weil aber Christus, unser Erlöser, sagte, das, was er unter der Gestalt des Brotes darbrachte, sei wahrhaft sein Leib, deshalb hat in der Kirche Gottes stets die Überzeugung geherrscht, und dieses heilige Konzil erklärt es jetzt von neuem: Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung [Transsubstantiation] genannt“ (DS1642).

Unglaublich, oder? Genau das ist es aber, was wir Katholiken glauben (und wer wissen möchte, warum wir dies glauben, dem empfehle ich den KKK zu diesen Fällen zu lesen – dieser verweist selbstverständlich sehr häufig auf die Hl. Schrift). Und das ist auch der Grund, weshalb dieses Sakrament besonders geschützt werden muss. Deshalb hat die Kirche für den würdigen Empfang verpflichtende Bedingungen aufgestellt:

Der Youcat (Jugendkatechismus der Katholischen Kirche – Frage 220) schreibt dazu:

Wer die Heilige Eucharistie empfangen möchte, muss katholisch sein. Sollte er sich einer schweren Sünde bewusst sein, muss er vorher gebeichtet haben. Bevor man zum Altar tritt, soll man sich mit dem Nächsten versöhnen. [1389, 1417]

Zudem regelt der CIC (Codex des Kanonischen Rechtes) in Can. 919:

Wer die heiligste Eucharistie empfangen will, hat sich innerhalb eines Zeitraumes von wenigstens einer Stunde vor der heiligen Kommunion aller Speisen und Getränke mit alleiniger Ausnahme von Wasser und Arznei zu enthalten.

Um die Wichtigkeit der Einhaltung dieser Vorschriften hervorzuheben, möchte ich noch Paulus aus seinem Brief an die Korinther 11:27-29 (aus der Einheitsübersetzung) zitieren:

Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.

 

Was wir Katholiken also in der Hl. Messe, im Tabernakel oder bei der Aussetzung (z.B. beim Nightfever) verehren ist Jesus Christus selbst(!) – in Gestalt von Brot und Wein:
nightfever_biberach_2015Früher war es sogar nicht erlaubt, Nicht-Christen in diese Geheimnisse einzuweihen (deshalb geht man auch davon aus, dass der Evangelist Johannes, der sonst immer sehr klare Worte findet, die Wandlung während dem Abendmahl nicht erwähnt – die frühen Christlichen Gemeinden haben dieses Opfer also schon in dieser Intention gefeiert. Zudem handelt vieles in seiner geheimen Offenbarung über das Heilige Messopfer [siehe Dr. Scott Hahn]). Dieses Wissen war den Christen hoch und heilig.

Und ich denke, dieses Wissen sollte auch für uns so heilig sein! Und wir müssen im Umkehrschluss auch danach handeln! Ich weiß (oder gehe zumindest stark davon aus), dass diese Sache nicht aus böser Absicht passiert ist. Dennoch ist es, um harte aber klare Worte zu finden, ein Missbrauch mit dem Allerheiligsten.

Ökumene wurde hier, so spricht der Katechismus, also leider falsch verstanden. Brüderlich mit dem Nächsten umgehen: Unbedingt!! Den eucharistischen Leib beschützen? Das ist unsere Aufgabe als Katholiken. Ich habe die Zeit mit unserem Herrn nutzen können, besonders auch um um Vergebung für die wahrscheinlich vielen unbereiten und unvorbereiteten Seelen zu bitten.
Ein kurzer Hinweis vom Pfarrer hätte all dies unnötig gemacht (und ich bin zuversichtlich, dass dieser in Zukunft erfolgt).

Zur Auslegung zum Sonntagsevangelium sei auch noch ein kleiner Hinweis gebracht; denn Maria hat ihren Sohn sicherlich nicht als verrückt erklärt. Die Ausführung dazu gibt es aber morgen.

Nachtrag: Die Ausführung zum Tagesevangelium werde ich nun doch erst am Montag veröffentlichen können.

Die Bilder sind aus eigener Sammlung, das Titelbild zeigt den Evangelischen Kirchentag am Schlossplatz in Stuttgart.

10 thoughts on “Heilige Messe auf dem Evangelischen Kirchentag

  1. Guten Morgen,
    wie darf ich das als geneigter Leser verstehen?
    „Den eucharistischen Leib beschützen? Das ist unsere Aufgabe als Katholiken.“

    1. Hallo B.!

      Danke für deine Frage! Danke erstmals für dein Hinweis, es müsste richtiger heißen: „Das ist eine wichtige Aufgabe für uns Katholiken“.

      Was ich damit sagen möchte ist, dass Jesus sich für uns ganz klein und wehrlos macht im Sakrament der heiligen Eucharistie. Und da wir Jesus nachfolgen wollen und ihm echte Liebe entgegenbringen wollen, kann uns (und darf uns) nicht egal sein, wie mit dem Leib Christi umgegangen wird.

      Ist dir diese Antwort ausreichend genug? Du darfst gern weitere Fragen zu diesem Thema stellen wenn du magst. Doch empfehle ich dazu den KKK (Katechismus der katholischen Kirche) zuerst zu lesen, da dieser aus meiner Sicht sehr einfach und doch sehr klar diese Dinge auslegt. Aber sollte noch etwas Unklar sein, so antworte ich dir gerne.

      Herzliche Grüße
      Joe

      1. ja, danke für Deine Antwort.
        Gut, den Kathechismus kann ich mir diesbezüglich noch einmal zu Gemüter führen.
        Allerdings ziehe in es vor zuerst die Heilige Schrift zur Hand zu nehmen. Das ist ja die Grundlage schlechthin.

        Ich denke auch, dass ich Jesus Christus ehrlich und von Herzen gegenübertreten sollte.
        Tue ich dies nicht, werde ich keine Beziehung zu ihm finden.

        Und in dem Zusammenhang verstehen ich, es tut mir Leid die zitierte Aussage immer noch nicht?!
        Aus welchem Grund denkst Du, dass Jesus Christus von uns Menschen beschützt werden sollte?
        So ad hoc fällt mir da Petrus, Kephas ein, der von Jesus zurück gewiesen wurde, als er eben ddies Jesus zu verteidigen, deutlich zurück gewiesen wurde.
        Oder auch die vielen Begegnungen mit, aus der Sicht der Juden und Jünger, sündiger, unreiner und unreifer Menschen.
        Manche von ihnen haben ihn erst in der Begegnung als den Herrn und Messias erkannt.

        Wie siehst Du das?
        Ist es da wirklich besser die Eucharistie so exklusiv nur einer Gruppe von. Menschen zu ermöglichen?

      2. Guten Abend B.! Es freut mich sehr, dass du die heilige Schrift als Grundlage deiner Argumentation verwendest!! Glücklicherweise bezieht sich der KKK an sehr vielen stellen direkt auf die Bibel. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass dies die richtige „Lektüre“ für dich ist! 🙂

        Und du hast vollkommen Recht: Wir sollen Jesus Christus ehrlich und von [ganzem] Herzen gegenübertreten!! Ja, hier handelt es sich um eine Liebesbeziehung zu Gott! Schön dass du das so sagen kannst!

        Ehrlich zu sein bedeutet jedoch auch, sich zu prüfen, ob man Böses getan hat; also gegen diese Liebe verstoßen hat. Und Gott hat schon im alten Bund Opfer von uns für diese Fehler erwartet – doch war keines stark genug, all das wieder gut zu machen, was falsch gemacht wurde. Nur das eine Opfer Jesu Christi ist es, welches alle Schuld hinwegnimmt.
        Und hier verhält es sich wie im alten Bund: Während früher dem „Sündenbock“ die Hände aufgelegt wurden, um die eigenen Sünden zu übertragen – und anschließend dieses unschuldige Tier für die eigenen Sünden sterben musste, so dürfen auch wir unsere Sünden Jesus (dem Lamm Gottes) übergeben, welcher diese von uns hinwegnimmt. (Ich hoffe das war jetzt nicht zu kompliziert 😉 )
        Dies bedeutet jedoch, dass wir unsere Sünden bekennen müssen, denn nur dann kann Gott diese Schuld hinweg nehmen. Die Kirche kennt für diese Reinigung das Sakrament der hl. Beichte (Einsetzung vgl. Joh 20,21-23).

        Und genau deshalb spricht auch Paulus wie oben beschrieben über die wirkliche Gefahr des unwürdigen Empfangs der gewandelten Gaben von Brot und Wein. Ergo verteidigt er den Leib Christi – und damit bewahrt er natürlich auch den Menschen vor einem schweren Fehler.

        Eine andere Thematik ist jedoch das von dir erwähnte Auftreten Jesu vor den Menschen: Jesus geht zu den Armen und Schwachen und ist ganz nahe bei ihnen. Diese Nähe ist auch absolut richtig. Ebenso ist ein jeder Mensch dazu eingeladen, vor dem Tabernakel – also dem Allerheiligsten – zu beten. Diese Form von Gebet ist jedoch schon ein Akt des Glaubens – ein Akt der von vielen Menschen leider nicht getan wird.

        Die Menschen die sich um Jesus drängten wussten, dass er jemand ganz besonderes ist. Die Frauen aber, die Jesus berührte und die geheilt wurden, waren immer diese mit einem ganz großen Glauben.
        Und die Kirche lehrt, dass man den Glauben an die Realpräsenz haben muss, um den Leib Christi würdig zu empfangen (=Katholisch sein). Denn nur in ein offenes Herz kann Jesus wirklich eintreten. Jesus ist ein „Gentleman“ und respektiert den eigenen freien Willen.

        Der Empfang der heiligen Eucharistie ist mehr als eine Begegnung mit Christus – es ist die innigste Vereinigung der eigenen Seele mit der Gottheit Jesu Christi. Die Begegnung ist durch die Menschen die von Jesus künden und Zeugnis geben gegeben. Die Vereinigung jedoch ist ein viel tieferer Schritt auf welchen sich die Menschen vorbereiten sollen.

        Ist dies eine Ausgrenzung? Nein, ganz im Gegenteil: Es soll (aus Liebe!) zum Schutz für die Menschen dienen.

        Eine gute Nacht! 🙂
        Joe

    1. Den Zelebrante möchte ich nicht erwähnen, denn ich möchte durch diesen Artikel niemanden öffentlich „anprangern“ (Der besagte Zelebrant wird wissen, dass er gemeint ist und wird diese Hinweise hoffentlich beherzigen – mehr als auf Fehlentwicklungen hinzuweisen kann ich nicht tun).

      Doch denke ich, dass es hier eher um ein generelles Problem in vielen Pfarreien Stuttgarts geht und auch viele andere Priester profitieren könnten. Somit soll dies ein Weckruf für all diese Priester sein.

      Ich hoffe wirklich, dass diese Priester den Sinn und den großen Wert des Gesetzes neu erfahren.

      God bless
      Joe

      PS: Was Jesus dazu sagt: Matthäus 5:19

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