Gestern fand der Cannes Lions Report 2015 im Hospitalhof in Stuttgart statt. Doch um zu erfahren, warum mir dies hier eine Story wert ist, dann müsst ihr weiterlesen. 😛
Das Event startete um halb sieben mit einem Rosé- und Sektempfang in den Räumlichkeiten des Hospitalhofs. Kurz nach sieben startete dann das Programm von #bwlions unter dem Motto #120MinuteParty – also zwei Stunden Programm mit insgesamt 12 Sprechern am Stück. Wer denkt, dass es sich nach einer geballten Ladung an Informationen anhört, behält recht: Es wurden viele neue Marketing-Trends und Einblicke in das Cannes Lions International Festival of Creativity (welches die bekannteste Veranstaltung der Werbebranche ist) gewährt.
Nach einer ersten Ansprache machte Marcus Fischer (Mackevision Medien Design) mit vielerlei Daten und Fakten den Anfang – wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, in welcher Größenordung Cannes Lions spielt, wusste spätestens jetzt darüber bescheid.
Es wurde auch von den nachfolgenden Speakern Interessantes und Wichtiges berichtet. Aufhorchen ließ Regina Welker (Woodblock) – eine charmante junge Frau, welche über das Thema von VR (Virtual Reality) insbesondere beim Google Cardboard den Vorteil auch für Hausfrauen und andere Personen herausstellte.
Nach dem Interview mit Katja Garff (Weischer.Media, Canneslions Repräsentantin Deutschland) stellte diese einige handerlesene Videos aus der Werbebranche vor. Mit dabei war die Burger King LGBT Kampagne welche um die Welt ging. Und damit wurde leider auch eine sehr politische Botschaft eingebracht. Und an dieser Stelle möchte ich ein wenig ausschweifen: Ja, Menschen die den LGBT-Lifestyle leben sind gleich in iherer Würde vor Gott – denn jeder Mensch ist einzigartig und von Gott geliebt. Hass gegen diese Menschen ist falsch. Ist das die Intention hinter diesem Video gewesen? Ich glaube, dass die Forderung weiter geht: Die Menschen sollen diesen Lifestyle gutheißen. Die katholische Kirche sagt jedoch, dass ausgelebte Homosexualität nicht gut für den Menschen ist. Und deshalb gibt es hier einen fundamentalen Interessenskonflikt. Interessanterweise beruft sich die LGBT-Bewegung und der katholische Glaube auf die gleiche Sache: Auf Liebe.
Doch was ist Liebe? Die Bibel spricht im Hohelied der Liebe davon. Und einen Aspekt möchte ich herausheben: Liebe, so sagt die Bibel, ist selbstlos. Es verhält sich also wie ein Geschenk, das ich einer anderen Person schenke, weil ich sie sehr gern habe: Ich gebe etwas und verlange es nicht zurück. Auch nicht in einigen Tagen – genauso auch nicht in einigen Jahren. Und dieses Bild von Liebe ist, wie wir uns Gott vorstellen dürfen.
Leider ist dieses Bild von Liebe kaum noch präsent – weshalb unter Liebe fast nur noch érōs, also das Begehren (besonders in sexueller Hinsicht) und philía verstanden wird. Und das Begehren nicht auszuleben halten viele für eine böse Art der Unerdrückung. Doch scheint mir diese Auslegung der Gesellschaft von Liebe inkonsistent: Wer würde einem Menschen, der dazu neigt, Alkoholiker zu sein, noch mehr Alkohol vor die Nase stellen? Wäre es nicht besser, wenn sich dieser Mensch umso mehr vom Alkohol fernhält, da er weiß, dass dieses Getränk schlecht für ihn und eventuell auch für andere ist?
Aus Sicht der LGBT-Bewegung muss ein nicht heterosexuell Veranlagter (Homosexueller etc.) auch die entsprechende Form „seiner“ Sexualität in Taten ausleben. Die kath. Kirche kann diese Forderung jedoch nicht unterstützen, da – so glaubt die Kirche – es dem von Gott Geoffenbarten widerspricht (weitere Informationen dazu gibt es hier bei den Kommentaren). Deshalb glaubt die Kirche auch, dass sie diesen Menschen auf andere Art und Weise beistehen muss, als einfach nur das zu erlauben, was begehrt bzw. gefordert wird. Dass dieser Standpunkt inzwischen auf breite Ablehnung in der Gesellschaft stößt, ist offensichtlich – doch möchte die Kirche Gottes Geboten treu sein. So sah sich die Kirche schon zu frühen Zeiten in der Kirchengeschichte insbesondere als Vertreter der Schwachen und Hilfsbedürftigen am Rande der Gesellschaft – und diese Rolle kommt ihr nun immer mehr zu. Einstehen für die, welche von der Gesellschaft nicht erwünscht sind, keine eigene Stimme und keinen Platz haben (wie z.B. Kranke, Stumme, Blinde, Obdachlose, politisch Verfolgte etc.).
Ist es wirklich ein Fortschritt, Liebe nicht mehr so zu verstehen, wie die Christen es definieren (als agápē)? Diese Frage möchte ich offen lassen.
Doch nun weiter mit einigen weiteren Höhepuntkten: Leonard Sommer (SOMMER+SOMMER) stellte dar, was die großen „tweets“ (bei Twitter) waren. Auf Platz eins fand sich ein Pärchen, welches sich sexuell auf dem roten Teppich von Cannes betätigte. Auch an anderen Stellen zeigte er einducksvoll, dass nicht alles was durch die Zeitungen in die Welt kam, den eigentlichen Dingen und Fragen von Cannes Lions entsprach. So wünschte sich Sommer für das nächste Cannes Lions, dass der Fokus wirklich auf das Wesentliche gelegt wird.
Es folgte Roland Matusek (ein Motion Designer) welcher über Cannes mit seinem Vortrag „Große Flaute / Kleine Überraschungen“ berichtete. Besonders negativ empfand er, dass das Wort „Creativity“ (Kreativität) in Cannes hundertfach neu definiert worden ist – und der lateinischen Wortherkunft „creare“ „schaffen, erschaffen, erzeugen“ in den meißten Fällen nicht ansatzweise entsprach. So sah er in einer „relevanten Schöpfung“ die Zukunft für den Kreativitätsbegriff.
Anschließend kam Florian Haßler (Studio Flox) auf die Bühne, widersprach in einigen Punkten Matusek und betonte mit den Worten „Wir prägen die soziale Norm“ dass die Werbebranche wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft hat.
Und dann kam etwas ganz anderes: Tobias Ulmer (Werbewelt) legte in acht Minuten einen Vortrag ab, der sich von allen anderen wesentlich untschied: Indem er anders war: Schnelle Bildwechsel; schwarzer Screen und eine ganze Menge Input – mit Klaviereinlage. Erst dann sah das Publikum einige Bilder und das Gesagte ließ sich verknüpfen. Seine Hauptaussage: „Überall gibt es neue Wege“. Auch in Gesprächen beim anschließenden „get together“ zeichnete sich ab: Sein Auftritt blieb hängen.
Doch eine Sache fand ich sehr interessant und aufschlussreich: Für Ulmer wird das Thema „gay“ oft zum Thema gemacht… als Marketingstrategie.
Es war ein wirklich interessantes Treffen – und es gab viele neue Ideen und Anregungen. Doch möchte ich alle, die in der Werbebranche arbeiten um diese Sache bitten: Bitte benutzt nicht das kontroverse LGBT-Thema als Werbemittel! 🙂 Danke!
Bildquelle: Eigenes Foto vom Cannes Lions Report in Stuttgart